Wie viel Fachwissen ist notwendig?

Wie viel Wissen sollte man sich aneignen? Ist es hilfreich, oder gar sinnvoll stunden, Tage, Monate oder sogar Jahre damit zu verbringen sein Wissen zu vertiefen?

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was will man bezwecken

Der jeweilige Wissensstand, bezüglich was auch immer, geht natürlich damit einher wieviel man sich mit einer Thematik beschäftigt bzw. was das jeweilige Ziel ist. Will man also Beispielsweise als Maschineningenieur arbeiten, so braucht man entsprechend eine gewisse Expertise in diesen Bereich. Unabhängig davon das dies bei Berufen mit entsprechenden Schulischen Ausbildungen natürlich einfacher zu differenzieren bzw. zu realisieren ist, gilt es natürlich für jeden Bereich und ist nicht zwangsweise mit einer Schulischen Ausbildung verbunden.

Was man also damit bezwecken möchte entscheidet im Grunde darüber wie viel Wissen man sich aneignen sollte. Dies gilt natürlich auch für den Sportlichen Bereich. 

So kann man einen Otto- Normal- Bürger nicht mit einem (angehenden) Hochleistungsathleten vergleichen (und entsprechend auch nicht die Mittel).

Die Grafik soll hier lediglich das Prinzip aufzeigen, wobei die Kurve nur zur Veranschaulichung dient.

wann ist Fachwissen nützlich?

Ein höherer Wissensstand geht natürlich mit einer Gewissen Freiheit einher, da man, zumindest innerhalb des jeweiligen Bereiches, eigenständig agieren kann. Natürlich ist dies nicht immer von Vorteil, oder gar notwendig. So wäre es vollkommen schwachsinnig sich bei Zahnschmerzen erst selbst das nötige Wissen anzueignen, anstatt einfach einen Zahnarzt aufzusuchen. Vorteil dessen ist natürlich, dass man sich selbst nicht damit auseinandersetzten muss und auf Tatsächliche Experten hören kann.

In Bereichen, die für unser Leben aber deutlich allgegenwertiger sind und uns interessieren, kann dies aber auch hinderlich sein. So ist man im Besten Fall 1-2x pro Jahr beim Zahnarzt weswegen es durch die Menge an erforderlichen Wissen sehr unlogisch wäre sich dieses anzueignen, es sei denn man interessiert sich einfach dafür (dann wäre es aber natürlich eine Option dies als Beruf zu wählen).

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wer nicht weiß, muss vertrauen!

Bereiche, mit denen man aber auf täglicher Basis zu tun hat (vor allem gewollt), werden aber durchaus erschwert, wenn man keine Ahnung davon hat und man niemanden hat dem man jene Dinge bedenkenlos übergeben kann. So ist man immer an Anweisungen/ Meinungen bzw. Aussagen von anderen Personen gebunden und kann diese auch nicht sonderlich hinterfragen. Dies stellt vor allem in Bereichen ein Problem dar, wo keine „Mindestqualifikation“ bzw. Geschützter Begriff (wie z.B. Dr., Prof. etc.) vorhanden ist. Der große Vorteil den entsprechenden Titel mit sich bringen ist eine gewisse „Sicherheit“. Durch das alleinige erlangen eines Doktor- oder Professor- Titels muss die jeweilige Person  bereits ein gewisses Mindestmaß an Kompetenz, im jeweiligen Bereich, allein durch die Ausbildung aufweisen. Natürlich gibt es auch hier Abstufungen jedoch sollte die Messlatte doch recht hoch sein, im Vergleich zu anderen Gebieten wo dies nicht gegeben ist. Wenn man sich Beispielsweise einer Operation unterziehen muss vertraut man also genau auf jener Mindestqualifikation des Arztes.

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behaupten ist einfacher als machen...

Es ist es um ein Vielfaches schwieriger eine falsche Aussage auf korrekte Wiese zu wiederlegen als diese einfach nur aufzustellen, besonders wenn, das Maß an Inkompetenz der Branche hoch ist. Durch die reine Tatsache, dass eine Aussage, bewusst oder unbewusst,  falsch ist und man dies auch ganz klar so sagen kann, resultiert daraus, dass keine wirklichen (relevanten/ aussagekräftigen) Informationsquellen oder Erklärungen dahinterstehen. Um jene Aussage jedoch korrekt zu wiederlegen ist das natürlich trotzdem nötig.


Wiedergeben ist nicht verstehen!

So geht es weniger darum Fachwissen bzw. Informationen einfach nur zu Wissen und wiedergeben zu können, sondern viel mehr darum ein Grundlegendes Verständnis des Themenbereiches an sich als auch der „Informationsfilterung“ zu besitzen/ sich anzueignen. Selbstverständlich gehört hier auch Fachwissen dazu, je nach Kontext sehr, sehr tiefes Fachwissen, jedoch sollte man in der Lage sein eben jenes Wissen zu hinterfragen und wenn nötig zu erneuern, wenn sich dieses im Laufe der Zeit für „nicht korrekt“, nicht vollständig etc. erweist.

„Das Gegenteil von Wissen ist nicht Unwissen, sondern Ignoranz“

Nehmen wir also lediglich „stumpfes“ Wissen von dritten Personen auf, verstehen aber die Hintergründe nicht, ist es umso schwieriger jenes Wissen in Kontext zu setzen bzw. zu hinterfragen (abgesehen davon, dass es erstmal schwierig ist kompetente/ seriöse Personen zu finden, wenn man die Infos nicht filtern kann). Auch wenn die Aussagen an sich „richtig“ bzw. nicht falsch sind müssen sie vielleicht in Kontext gesetzt werden, oder vielleicht ist die Erklärungsweise der entsprechenden Person einfach etwas Fehlleitend (je nach Zuhörer).

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Was heißt das für den Kraftsport?

Um letztendlich eine Antwort zu geben müssen wir uns also Fragen, Was wollen wir damit bezwecken? Wollen wir, um als Beispiele unseren Fachbereich zu wählen, lediglich etwas abnehmen oder einfach nur des Spaßes- Willen etwas Trainieren? dann wird sicherlich kein überaus großes Fachwissen von Nöten sein (falsches Wissen schadet auch hier). Wollen wir aber, so „ausgelutscht“ es klingt, bestmögliche Ergebnisse erzielen sind gewisse Grundkenntnisse und ein Verständnis allgemeiner Funktionsweisen, um flexibel auf verschiedene Situationen reagieren zu können, durchaus hilfreich. Hierbei ist Erfahrung an sich aber auch einer der wichtigsten Faktoren. So ist man selbst der einzige „Proband“ und in Kombination mit entsprechendem grund- Sowie zielspezifischen- Fachkenntnissen (+Informationsfilterung) lernt man so im Laufe der Zeit seinen Körper zu verstehen. Denn gerade in jenen Themenbereichen auf „Makroebene“ stellen wir uns so komplexen Systemen, dass wir lediglich ungefähre Leitlinien festsetzen können und gar nicht in der Lage sind sämtliche Variablen zu kontrollieren (dies wird separat genauer besprochen). So ist die Erfahrung für ein Individuum, insofern, wie gesagt, die Zeit durch entsprechende Fachkenntnisse genutzt wird wahnsinnig hilfreich und wächst zu einer bestimmten Gelassenheit. Insofern dies nicht der Fall ist kann gerade jene Erfahrung/ Gelassenheit aber auch limitierend sein, wenn man dadurch eine gewisse Maß an Ignoranz entwickelt und sich weigert neue Erkenntnisse anzunehmen, geschweigenden seine eigene Situation Reflektiert zu betrachten.

Ein Coach muss für andere mit- wissen

Insofern man sich dafür entscheidet andere Menschen Trainieren zu wollen sollten jene Fähigkeiten natürlich umso höher sein, aufgrund dessen, dass sich andere Menschen darauf verlassen, wobei man auch hier die entsprechende Zielgruppe differenzieren muss. Den Anforderungen der Zielgruppe gerecht zu werden ist so sicherlich das mindeste, wenn man bedenkt, indem Fall jemand genau darauf vertraut. Auch wenn man dies nicht mit dem obigen Beispiel eines Arztes vergleichen kann ist es dennoch wichtig.

Will man als Coach Olympische Nationalteams oder allgemein Leistungssportler Trainieren, vielleicht in der Forschung an sich mittägig sein oder verhilft man Menschen bspw. nur etwas abzunehmen und etwas fitter zu werden. So wird ein durchschnittlicher „Fitnesstrainer“ nicht im Geringsten dazu in der Lage sein entsprechende „Hochleistungsathleten“ zu Coachen, da die Athleten selbst wahrscheinlich mehr Fachwissen oder, zumindest spezifisches Wissen aufweisen. Andersrum wird ein entsprechend erfahrener Experte seine Kenntnisse nicht wirklich voll nutzen können um einen Normalbürger „etwas fitter“ zu bekommen.

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weiß was du nicht weißt

Grundsätzlich kann man mit Sicherheit sagen, Nicht- Wissen ist nicht so Schlimm wie Falsch- Wissen oder Ignoranz. Man kann schließlich nie alles wissen und je nach Komplexität des Bereiches muss man sich ab einem bestimmten Punkt natürlich auch spezifisch seinen Interessenbereichen widmen und dadurch eingestehen sich in anderen Gebieten eben weniger auszukennen.

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